Projektidee
Getreu dem Motto: „Lernen auf dem nächsten Level“ nehmen Herr Dr. Bartlitz und sein Team die Entwicklung sowie Implementierung der für mobile Endgeräte konzipierten Lern-App „neuroo“ in Angriff, die mit dem universitären Präsenzlehrangebot inhaltlich verzahnt ist.
Zielsetzung
Das Digitalisierungsprojekt „Neuroo“ möchte sowohl dem fächerunabhängigen Motivationsdefizit als auch dem fachspezifischen Methoden- sowie Anwendungsdefizit der Studierenden in Form einer Lern-App Abhilfe schaffen.
Im Hinblick auf das allgemeine Motivationsdefizit der Studierenden erfüllt die Lern-App die Funktion eines digitalen Lernbegleiters. Die Lern-App bindet drei Faktoren des Prinzips der sog. Gamification in den Lernprozess ein, die das Motivationsniveau der Studierenden positiv beeinflussen sollen: Hervorheben des Lernfortschritts („Belohnung“), Vermittlung sofortigen Lobes („Belohnung“), Herstellung eines Vergleichs mit Kommilitonen („Wettbewerb“).
Im Hinblick auf das fachspezifische Methoden- und Anwendungsdefizit stellt die Lern-App hochwertige Lehrinhalte in digital und optisch ansprechend aufbereiteter Form zur Verfügung, welche gezielt die Methoden- und Rechtsanwendungskompetenz der Studierenden schulen und zugleich ein Instrument der Lernzielkontrolle darstellen. Konkret geplant sind Funktionen, die – wiederum in Form der Gamification (Quizzes, MC-Aufgaben, Freitextaufgaben, Peer-Feedback-Aufgaben, Tutor-Fragenfunktion etc.) – den Studierenden in spielerischer Form einen Überblick über ihren aktuellen Wissenstand gewähren und sich damit optimal zur Prüfungsvorbereitung eignen.
Umsetzung
Die Zielsetzung des Digitalisierungsprojekts wird in einem zweistufigen Prozess umgesetzt: Entwicklung und Implementierung.
Die Entwicklung der Lern-App hat mit der Gestaltung eines niedrigschwelligen und transparenten Einstiegs ihren Ausgangspunkt zu nehmen. Den Einstieg in die Lern-App hat man sich so vorzustellen, dass der Studierende für das betreffende Semester die Lehrveranstaltung auswählt, welche mit der Lern-App verknüpft worden ist. Nach Auswahl der Lehrveranstaltung wird ihm angezeigt, wie viele Themen oder Übungen die Lehrveranstaltung beinhaltet. Es wird eine Übersicht erstellt, die dem Studierenden einen groben Lernplan für das Semester zur Verfügung stellt. Ihm wird der Weg zum Bestehen der Klausur aufgezeigt und während des Lernens sein eigener Fortschritt festgehalten.
Durch die implementierten Prinzipien der Gamification wird der Studierende zu kontinuierlichem Lernen ermutigt und somit zu etwas motiviert, das ihm in der Prüfungssituation sowie seinem späteren beruflichen Fortkommen zu Gute kommt. Nach den Erkenntnissen der empirischen Sozialforschung ist der Mensch ein soziales Wesen und orientiert sich daher oft an dem, was seine Mitmenschen tun (vgl. den Erfolg sozialer Netzwerke) und wollen diese dabei überflügeln. Deshalb errechnet die App einen Vergleich der eigenen durchschnittlichen Lernzeit mit der Lernzeit anderer Studierender derselben Lehrveranstaltung. Dadurch entsteht eine Art imaginärer Wettbewerb, der die einzelnen Studierenden zum Lernen motiviert. Bei der Erfassung der Lernzeiten der einzelnen Studierenden werden keine personenbezogenen Daten iSd Art. 4 EU-DSGVO erhoben oder verarbeitet. Durch eine nur minimale Änderung im Lernverhalten der Studierenden – z.B. täglich 15 Minuten längerer effektiver Lernprozess – entstehen schon signifikante positive Unterschiede in den Lernergebnissen. Die Studierenden beschäftigen sich zeitnah mit dem Lernstoff und klären während des Semesters bereits ihre Fragen (z.B. durch Peer-Feedback oder Fragen an Lehrveranstaltungstutoren).
Die innere Lernbarriere wird dadurch überwunden, dass der Lernstoff für den Studierenden in learning nuggets aufgeteilt und in einer dem digitalen Nutzungsverhalten der gegenwärtigen Studierendengeneration angepassten Form dargeboten wird. Durch regelmäßige Nutzung der Lern-App entwickelt sich Lernen zu einer Gewohnheit und die sog. Lernbarriere wird schrittweise abgebaut.
Während des Lernprozesses schützt der digitale Lernbegleiter durch einen Konzentrations-Timer vor Ablenkungen. Durch das Drücken eines Buttons wird eine Lerneinheit gestartet und die eingestellte Zeit läuft ab. Diese Zeit verbringt der Studierende nicht am Handy, sondern geht in effektiver Weise seinem Lernprozess nach. Wenn der Nutzer während der Lernphase die App verlässt, um z.B. Social-Media-Kanäle zu nutzen, wird das Lernintervall abgebrochen. So wird er sich sofort etwaiger Ablenkungen bewusst und bleibt während des Lernintervalls konzentriert. Die App gibt kurze Lernintervalle vor, die danach zur bloßen Lernzeit als „Experience Points“ dazugerechnet werden.
Jede Lerneinheit ist einem thematischen Block der betreffenden Lehrveranstaltung zugeordnet und wird nach vollständiger Bearbeitung dort abgehakt. Der Studierende erhält so eine Übersicht, welche Themen er bereits gelernt hat und sieht auf einen Blick, wo noch Nachholbedarf besteht. Der digitale Lernbegleiter ist so konfiguriert, dass er dem Studierenden – basierend auf noch nicht bearbeiteten Themen oder ermittelten Wissenslücken – Lernempfehlungen gibt. Nach erfolgreich abgeschlossenen Lerneinheiten erhält der Studierende einen sog. Lern-Tipp. Dieser Tipp steigert die Effizienz des Lernens, indem er dem Studierenden Erkenntnisse der modernen Lernpsychologie in leicht verständlich aufbereiteter Form vermittelt (z.B. die Relevanz und richtige Bemessung von Lernpausen, Wiederholungszyklen etc.). Zugleich wirkt der Tipp wie eine Belohnung und steigert durch unregelmäßiges Erscheinen die Lernfrequenz (sog. variable ratio schedule of reinforcement).
Die App ist in optimaler Weise mit den Präsenzlehrveranstaltungen von Herrn Dr. Bartlitz verzahnt, weil die Studierenden der Vorlesung durch kontinuierliches und inhaltlich sinnvolles Lernen optimal folgen können. So sind die einzelnen Lernmodule mit den jeweiligen Vorlesungseinheiten abgestimmt und ergänzen diese um methodische Kompetenzen, besondere Transformation abstrakt behandelter Fragestellungen in die Form eines juristischen Falles oder inhaltliche Ergänzungen bzw. Wiederholungen des behandelten Stoffes. Die Lern-App überprüft zudem in der Zeit des Eigenstudiums das Lernen qualitativ. Den Studierenden werden nach ihren Lernphasen Verständnisfragen gestellt, anhand derer überprüft wird, ob sie die wesentlichen Elemente des Lehrveranstaltungsstoffes verstanden haben. Diese Verständnisfragen werden von examinierten Projektmitarbeitern verfasst, die über hinreichende wissenschaftliche Fachkompetenz im Bereich der Lehrveranstaltung verfügen.
Besonders klausurrelevante Fragestellungen werden in der Lernübersicht der App hervorgehoben. So haben die Studierenden einen Leitfaden zur Hand und können abschätzen, welche Themen für die Klausur bzw. den späteren Beruf von besonderer Relevanz sind. Besonders für Studienanfänger ist dies ein wichtiger Punkt, da sie in der Regel erst lernen müssen, wie strukturiertes Lernen funktioniert und der relevante Lernstoff identifiziert werden kann.
Die Dozenten ihrerseits erhalten über die Dozentenfunktion der App eine Übersicht, inwieweit sich die Studierenden mit dem Lernstoff bereits auseinandergesetzt haben und können dadurch in den Präsenzveranstaltungen zielgerichteter auf ihren Wissensstand eingehen (z.B. Hervorhebung von thematischen Blöcken, in denen die Lernkontrollfragen überwiegend falsch beantwortet worden sind, Identifikation von Verständnisproblemen). Dadurch ist es den Dozenten möglich, alle Studierenden in den Lehrveranstaltungen „mitzunehmen“ und fachlich individuell zu betreuen. Die Dozenten bauen durch die Implementierung der App außerdem einen intensiveren Kontakt zu seinen Studierenden auf und kann stärker in ihrem Lernfortschritt unterstützen. Wenn Studierende während des Lernens mit einer für sie nicht zu klärenden Frage konfrontiert sind, können sie über die Lern-App eine Frage formulieren und diese direkt an den Dozenten bzw. Tutor schicken. In einer der folgenden Lehrveranstaltungen wird das Problem dann direkt und unmittelbar erklärt und somit das Verständnis der Studierenden gefördert.
Die Lern-App erhöht also für Studierende wie Dozierende gleichermaßen die Produktivität ihrer jeweiligen Tätigkeit in signifikantem Maße und steigert dadurch die beiderseitige Arbeitsmotivation. Lernen und Lehren wird zu positiver Gewohnheit.